9.9.22 – 20.9.22
Eagle’s Nest – Durmitor – Mojkovac – Virpazar – Ulcinj
Für Juflis:
Montenegros Küste kennen wir schon aus vorgegangenen Ferien in Ulcinj vom kiten. Uns hat die Küste nicht so überzeugt (chlei ä Fleischmärit überau). Die Berge aber umso mehr. Wer Montenegro besucht, muss unbedingt in die Berge wandern gehen, die Gastfreundschaft kennenlernen und das feine Essen geniessen.
Darf es Schibli mehr si?
Unser erster Stopp in Montenegro ist schon ein erstes Highlight. Eagle’s Nest heisst der Ort, an dem eine junge Familie eine einfache Taverne hingestellt hat. Mit einer Dusche (in ihrem Schlafzimmer) und einem freien Feld locken sie Camper die abenteuerliche Strasse hoch. Aber die 2-3 Angstperlen sind es wert. Die Aussicht bei guter Sicht in den Canyon ist phänomenal, das Essen leckerschmecker und als Dessert gibt’s noch drei junge Welpen obendrauf. David und Anke sind mit Oskar (15 Monate) unterwegs und für eine erste Nacht unsere Nachbarn. Ja, Puppies – ob Mensch oder Tier – sind einfach knuffig. Und so muss die gesamte Kundschaft gar nicht miteinander sprechen – es bietet sich genug Programm. Rebe’s Herz macht einen Sprung als sie herausfindet , dass es in Montenegro auch Ustipci gibt, sie heissen hier Priganice und sind GENAU gleich gut! Am nächsten Morgen beschliessen die drei Camper als Konvoi die Ein-Spurstrasse runterzufahren. So gehen wir sicher, dass nicht wir retour müssen.
Weiter geht es in den berühmten Nationalpark Durmitor. Er gehört zu den ersten Nationalparks in Europa. Wir finden einen Camping (es wird sich zeigen, dass er jeden Tag voll ist) und richten uns ein. Eine erste kurze Wanderung um den Schwarzen See lässt uns erahnen, weshalb diese Gegend als Juwel Montenegros gilt. Als wir zurückkehren, parkieren gerade David und Anke ihren Camper. Das Bier nehmen sie gerne an, denn ihre Fahrt über den Panoramic Highway war ein Abenteuer und wohl eher für kleinere Gefährte gedacht. Im Durmitor Nationalpark treffen wir ein erstes Mal auf Dominik. Der Schwyzer reist mit seinem Jimny und Dachzelt durch den Balkan. Wir plöiderlen lange zwischen Tür und Angel (geht das beim Campen auch?) und erklimmen zwei Tage darauf gemeinsam den Bobotov Kuk (2522m), den höchsten Berg Montenegros. Was für ein Abenteuer. Ich kann nur sagen: Also bei uns in der Schweiz wäre das alpin 😉
Umso erstaunlicher auch, dass immer wieder streunende Hunde WanderInnen bis zum Gipfel begleiten, teilweise sogar Dreibeiner ;-(
Im Durmitor Nationalpark nehmen wir auch wieder unsere Fahrräder aus dem Camper und radeln in die Höhe. Marc ist dann etwas enttäuscht von der Aussicht in den Tara Canyon, er hätte sich etwas mehr erwartet, ist schliesslich der zweittiefste Canyon der Welt (Mele: No-WOW-Factor). Bei der Abfahrt gibt es dann eine kleine Tragödie. Marc hat die downhillfahrerischen Fähigkeiten seiner Partnerin masslos überschätzt und Rebe schnurstracks aus ihrer Komfortzone katapultiert. Schade, es wäre bis dahin so eine schöne Ausfahrt gewesen. Am Tiefpunkt (leider noch lange nicht unten) wird das Velo wieder den Trail raufgetragen und dann über die Strasse runtergevelölet. Und wir wissen nun: Schwarze Trails auf Trailforks sind wie die schwarze Piste beim Skifahren für AnfängerInnen. Nicht lustig.
Auf dem Parkplatz beim Bobotov Kuk treffen wir wieder aufs Poschi von Simona und Laurent. Wir campen dann als Schweizertrio eine weitere Nacht im Durmitorpark, bevor wir uns am nächsten Morgen, nach einem Einkauf beim Konditor (was für eine Fre**orgie) zur Brücke der Taraschlucht (und ja: WOW-Factor) aufmachen. Die Poschis fahren dann noch weiter und geniessen ein Apéro und einen Brändidog-Abend zusammen. Weiter gehts am nächsten Morgen in einen weiteren Nationalpark. Bei der Wanderung durch den Regenwald geniessen Marc und Rebe für einmal die Gesellschaft von zwei Leidenschaftsgenossen. Wir wollen die Gesellschaft noch nicht aufgeben und fahren zu einem Sportplatz in der Nähe. Dort bereiten wir die Kubbhölzer vor. Wir haben kaum gestartet, schon kommen die Jugendlichen vom Athleticclub zu uns und wollen wissen, was wir spielen. Wir spielen eine Runde zusammen, die jungen Frauen übersetzen für den Trainer. Wir müssen dann auch noch eine Runde Volley spielen. Auf die Frage, ob sie Volley in der Schule gelernt haben, schauen die Frauen mich komisch an. Wie denn? Bälle in der Schule gibt es in diesem Ort nicht ;-(
Am nächsten Morgen regnet’s und wir brechen auf. Marc und ich möchten mit der Eisenbahn nach Podgorica und zurück fahren. Die Strecke gehört laut Internet zu den eindrücklichsten in ganz Europa. Pünktlich sind wir am Bahnhof, wo wir warten und warten. Mithilfe von Google-Translater und anderen Wartenden erfahren wir; Der Zug kann nicht fahren, da es aufgrund des Regens zu einem Streckenunterbruch kam. Es werde ein Bus kommen. Na Bus kennen wir, wir haben selber einen. Also denken wir uns ein neues Programm aus. Wir beschliessen also in Richtung Küste zu fahren. Da es links entlang des Shkodersees ein ziemlicher Umweg wäre, wollen wir rechts rum. Also kurz über die Grenze nach Albanien und am Abend wieder rein nach Montenegro.
Wir überqueren die Grenze über eine selten befahrene Strasse. Die nächsten zwei Stunden werden zum Abenteuer pur. Rebe weicht von fussball- bis Sitzballgrossen Steinen auf der Fahrbahn aus. War wohl etwas optimistisch, bei starkem Regen über Bergstrassen von einer Abkürzung zu sprechen. Wir kommen heil wieder an der Grenze zu Montenegro an, bekommen aber schon einen ersten Eindruck von den albanischen Strassenverhältnissen. Die Hänge, in welche die Strassen gehauen werden, sind unbefestigt. Weshalb so ziemlich überall nach Regen Steine auf der Strasse liegen oder ein Teil der Strasse weggespült wird.
Zurück in Montenegro wollen wir auf einem Campingplatz in Virpazar die starken Gewitter, die soeben über Kroatien ziehen, aussitzen. Glücklicherweise bleibt Montenegro mehrheitlich verschont. Rebe ist aber gar nicht so unglücklich, chillen wir mal einen Tag- sie kann mal wieder nonstopfenelen 😉 Da wir in Montenegro eine SIM Card mit 500GB geschenkt bekommen haben (von dem Pärchen noch in Bosnien), war das für einmal möglich.
Sonntags machen wir uns auf zur Donkeyfarm. Der Esel war in Montenegro früher ein Arbeitstier in der Landwirtschaft. Durch die zunehmende Motorisierung verlor das Tier seine Aufgabe. Somit wurden die Tiere wertlos. Esel kosteten um 2010 etwa 20 Euro. Weshalb diese gekauft, geschlachtet und als Hundefutter verwendet wurden. So kam es, dass der Esel in Montenegro bis auf etwa 60 Tiere reduziert wurde. Der Besitzer der Eselfarm hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Eselbestand wieder zu erhöhen und somit das Tier als Teil der Geschichte Montenegros wieder sichtbar zu machen. Dies gelingt ihm erstaunlich gut. Mittlerweile sind es wieder gegen 120 Esel in Montenegro. An Sonntagen öffnet er Tür und Tor für Gäste, die die Esel streicheln und füttern können. Zudem bietet er Therapiestunden mit den Eseln für autistische Kinder und Kinder im Rollstuhl an. Jemand anderes darf die Tiere nicht reiten. Der Eintritt auf die Donkeyfarm kostet übrigens 1kg Karotten oder Äpfel. Wir finden es toll.
Weiter gehts nach Ulcinj. Den Ort kennen wir schon und wir wollen gucken, ob es noch Wind hat zum kiten. Hat es nicht. Und auch sonst ist in diesem Örtchen tote Hose. Die Touristen sind weg, die Strandliegen wurden versorgt, die Fenster und Türen der Restaurants am Strand mehrheitlich mit Brettern zugenagelt. Wir stehen am Strand und käfelen am Morgen in einem Kaffee in der Nähe. Der Tischnachbar spricht uns auf Deutsch an und fragt, von wo wir seien. Als wir erklären, dass Bern bis vor kurzem unser zuhause war, weiss er sofort wo das liegt. Denn zwei Brüder (Lokalbekanntheiten) aus Ulcinj haben in Bern zwei italienische Restaurants eröffnet. Das Luce und das Grissini – natürlich kennen wir es. Marc hat sich dort monatlich mit Ryser und Chrigu zum Mittagessen getroffen.
Wir müssen auch mal wieder waschen und fahren zur VeSeraj. Dieses Wort tönt sehr deutsch? – ist es auch. Die Besitzerin lebte über 20 Jahre in Deutschland und hat grosse Miele Industriewaschmaschinen nach Ulcinj gebracht. Sie und ihr Team waschen praktisch für alle Hotels in Ulcinj die Wäsche. Wir haben Ihnen einen P4N Dienstleistungs-Pin gemacht, was sie sehr freut. Nun hoffentlich kommen auch noch mehr Touristen und lassen ihre Wäsche bei ihnen waschen. Schnell haben wir 2h verquatscht. Wir geniessen das (nicht nur Rebe, Marc ist auch ein hervorragender Geschichtenerzähler und -zuhörer), die Zeit für solche wichtige Unwichtigkeiten zu haben. Dennoch bleiben wir nicht länger in Ulcinj, denn Wind hat es keinen. Und etwas haben wir gemerkt: Rebe geht am ersten Tag noch joggen, Marc ins Wasser….aber danach ist für uns beide schnell Ende Gelände. Wir mögen zwar das Meer, aber so tagelang an Stränden rumhängen, dass sind nicht wir….schätze mal es zeigt sich auch hier, dass wir einfach keine Vanlifers sind. Sondern auf einer Reise mit dem Bidu, unserem Poschi.