Armenien

30.5.2023-18.7.2023

Agarak – Lernadzor – Halidsor – Shaki Wasserfall – Jeghegnadsor – Kloster Norawank – Angels Canyon – Kloster Hogevank – Geghasar – Saghmosavan – Byurakan – Kari See – Yerevan – Goght – Drakhtik – Areguni – Martuni – Madina – Dilijan – Gosh – Kloster Hagartsin – Wanadsor – Haghpat – Sanahin – Chkalov 

Für Juflis:

Wir fühlten uns so willkommen wie in Iran. Einfach mit viel mehr Wodka.

Darfs es Schibli meh si?

Unsere bisher gründlichste Grenzkontrolle erleben wir in Armenien. Wir müssen jedes Fach öffnen und überall wird kurz reingeluegt. Alcohol? No! But no Problem, you are in Armenia now. Wie recht er hat, merken wir erst später. Danach gehts noch ins Büro, aber zuerst durch den Scanner. Im Büro müssen wir dann eine Umweltsteuer von umgerechnet 25 Euro bezahlen. Und wir merken schon ein erstes Mal: Hier herrscht noch Sowjetmentalität beim Personal und gleichzeitig drängeln sich alle vor. Das ist übrigens echt Courant normal. Du stehst in der Schlange an und jemand drängt sich vorbei und legt seine Ware aufs Band. Passiert aber nicht nur den Touris, wir habens beobachtet! Über sowas rege ich mich gar nicht erst auf, Marc grümelet schon ab und zu mal.

In Armenien erholen wir uns in den ersten Tagen vor allem von den langen Distanzen und der Hitze Irans. Wir steuern einen Platz in der Natur an und bleiben erstmal drei Tage dort. Rudi Paludis sind noch mit von der Partie und wir geniessen die Gesellschaft bei Grillparty und Wodka. 

Es vergeht kein Tag, da gesellt sich schon ein erstes armenisches Auto zu uns und reicht uns eine Flasche Wodka. Anstossen, den Wodka dalassen und abrauschen. Wir sind noch immer überwältigt von der Gastfreundschaft Irans, doch auch die Armenier sind sehr gastfreundlich. Wann immer wir mit einem Barev (Hallo) und Hatschioch (Tschüss) auftrumpfen, die Leute lächeln und freuen sich, haben wir es uns nicht mit dem russischen „Priviet“ und „Paka“ einfach gemacht. Und das reicht auch schon, um praktisch auf jedem Stellplatz in Armenien beschenkt zu werden. Immer wenn Einheimische in der Nähe sind, kommen sie vorbei und es gibt eine Wassermelone, Fleisch vom Grill oder eben Wodka. Viele freuen sich, haben wir den weiten Weg aus der Schweiz auf uns genommen, um Armenien zu besuchen. 

Die Armenier sind unheimlich stolz auf ihr Land und freuen sich, wenn Reisende das Land entdecken. Freistehen? Gar kein Problem! Die Anwohner oder Feldbesitzer, die wir fragen, haben überhaupt kein Problem mit Gästen auf Grünflächen. Und es hat ja auch viel Platz. Die Fläche ist 3/4 so gross wie die Schweiz, jedoch leben in Armenien gerade mal 3 Millionen Einwohner. Die Sprache und das armenische Alphabet sind schwer und so werden es am Ende unserer 6 Wochen in Armenien auch nicht viel mehr als Hallo, Tschüss und Prost (Kenaz) sein, was wir aufgegriffen haben.

Auffallen tut uns in den ersten Tagen, dass es viel Militär hat. Sicher vor allem auch in der Region von der iranischen Grenze bis Yerevan, denn dieser Landstreich befindet sich zwischen den beiden Teilen Aserbaidschans und Türkiye. Der Konflikt mit Aserbaidschan ist nach wie vor sehr aktuell. Letzten September kam es wieder zu starken Spannungen beider Länder, wobei auf der armenischen Seite über 200 Soldaten verstarben (auf aserbaidschanischer Seite gab es auch Tote). Aber auch jetzt kommt es immer wieder zu Schusswechseln und einzelnen Toten. Orte, die wir besucht haben, waren letztes Jahr noch Schauplatz von kriegerischen Auseinandersetzungen. Zuweilen wirkte für uns die Situation fast surreal; Wir mit Einheimischen am Abend am festen, und am nächsten Tag lesen wir von erneuten Toten in der Zeitung. *Traurigerweise gab es gerade wieder einen Kurzkrieg zwischen Berg-Karabach und Aserbaidschan.

Auch die Friedhöfe sind ein trauriges Abbild der Situation. Zu viele Grabsteine mit Bildern noch junger Soldaten, die letztes Jahr verstorben sind. Auch haben wir mit einigen Jungs Party gemacht, die uns stolz erzählten, sie seien im Militär und hätten nur gerade Urlaub. Die Wahrnehmung in Armenien in Bezug auf das Militär ist eine andere. Muss sie wohl auch, wenn man bedenkt, dass Armenien mit Aserbaidschan und Türkiye keine guten Beziehungen pflegt, mit Georgien so solala. Nur mit den Iranis klappts. Und auch das bisher verbündete Russland scheint andere Pläne zu verfolgen und unterstützt Armenien nicht mehr wie bisher. Und auch die EU scheint ausser Beobachtern kein Interesse an einer Einmischung in diesen Konflikt zu haben. Die Grenze zu Türkiye ist geschlossen, denn die Vergangenheit und die Weigerung Türkiyes, den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen, scheint unüberbrückbar.

Wir erkunden in den ersten Tagen die Region Sjunik, und besuchen unzählige Kirchen und Klöster. Armenien war das erste Land, dass das Christentum als Staatsreligion einführte. Religion spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Viele junge Menschen besuchen die Klöster am Wochenende und betreten die Gebäude sehr ehrfürchtig. Fast in jeder Kirche findet ein Fotoshooting einer Verlobungsfeier statt. Dabei ist immer die ganze Familie in schönen Kleidern anwesend. Danach geht man irgendwo fein essen und ein paar Wochen/Monate später wir dann geheiratet.

In Armenien gönnen wir uns alle 3 Campings, die es im Land gibt. Zuerst gibt es nach langer Zeit wieder einen Putz- und Waschtag auf dem Crossway Camping Jegenstorf (Jeghegnadsor). Wegen dem Pool und da auch die junge Tula (Hund) auf dem Camping zuhause ist, lassen sich die Pausen zwischen den Wäschen gut ertragen. Die armenische Familie führt diesen Campingplatz mit viel Liebe, und genauso fein ist auch das Frühstück, dass wir im shabbyschick eingerichteten Esssaal des Campings geniessen. Wir gönnen uns auch ein Winetasting in der Old Bridge Winery. Die Weine sind zwar nicht bombe, der Lachs hingegen findet Rebe super. Und auch Marc freut sich über sein Roast Beef, denn Chicken kann er nach Iran nicht mehr hören, geschweige denn essen.

Armenien hat eine jahrtausendealte Weintradition, auf die sie sichtlich stolz sind. Obwohl der armenische Wein bei uns eher unbekannt ist, wird er auch in die Schweiz exportiert, so erfahren wir. Wir mögen zwar nicht alle Weine, aber ein paar gute Tropfen trinken wir in den 6 Wochen schon. Die Flaschenweine sind im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen in Armenien eher teuer (Flasche ab 7 Franken), dafür kann man  günstigeren Wein auch in 10 Liter Kanistern kaufen 😉

Nach dem Camping machen wir uns auf kurvenreichen Strassen auf den Weg nach Chor Virap, dem wohl bekanntesten Kloster in Armenien. Denn im Hintergrund thront der grosse und kleine Ararat, der Nationalstolz der Armenier. Obwohl dieser heutzutage auf türkischem Gebiet liegt, lassen sich die Armenier diesen nicht nehmen. Bier, Wasser, Bank, Versicherungen, Milch – alles heisst Ararat.

Anschliessend gesellen wir uns wieder zu RudiPaludis, die im Angel Canyon ein schönes Plätzchen gefunden haben. Nach einer wunderschönen, aber heissen Wanderung vertiefen wir abends bei Wodka unseren interkulturellen Dialog mit Aram. Eigentlich waren sie zu dritt, aber die zwei englischbesprechenden Armenier verschwinden für 40 Minuten, um den mühseligen Weg zurück ins Dorf zu machen, nur um uns Lamacun zu holen. Obwohl wir natürlich mehrfach versichert hatten, dass wir schon gegessen haben. Und natürlich noch eine neue Flasche Wodka. Die haben wir dann auch gebodigt 😉

Wir müssen hier anmerken: Vor Armenien waren weder Marc noch ich die Schnapstrinker. Das hat sich geändert. Wodka können wir jetzt. Aber hallo.

Weiter gehen wir in Richtung Aragats. Wir möchten den höchsten (Krater)berg Armeniens auf 4090 m.ü.M erklimmen. Der wirklich höchste Punkt (Nordgipfel) ist aufgrund des noch liegenden Schnees für uns nicht zu erreichen. So versuchen wir uns am Südgipfel, der mit 3879 m.ü.M. auch nicht schlecht ist. Leider ist es nicht Rebes Wandertag und es harzt von Anfang an. Mühselig aber wirklich langsam kämpfe ich mich hoch. Aber bei den letzten 100 Höhenmeter macht der Kopf nicht mehr mit. Und wir trennen uns. Bei aufkommenden Unwetter mit Schneeschauer, Regen und Nebel. Rebe hat kein Navi dabei, dafür hat sie ja Marc (normalerweise). Und so erreicht Marc den Gipfel zwar im Nebel, kann dann aber dem Wanderweg nach unten folgen. Rebe kämpft sich durch Schneefelder im Nebel querfeldein und macht sich um Marc Sorgen, den sie nicht mehr sehen kann. 1 Stunde später kommen wir dann beide unten an. Durchnässt, aber happy (also nur Marc, denn Rebe nervt es schon kurze Zeit später, hat sie kein Gipfelfoto) geniessen wir die Heizung im Bidu!

Auf dem Rückweg besuchen wir noch den Lost Place ROT-54 (Radio Optical Telescope) beim zweiten Anlauf. Bei der Hinfahrt wollte uns der Parkwächter partout nicht durchlassen, man benötige eine offizielle Genehmigung aus Yerevan. Beim zweiten Mal konnten wir das Bestechungsgeld sogar noch etwas runterhandeln. Die verlassenen Gebäude wären eine prächtige Kulisse für so manchen SciFi-Film. Und wir haben erfahren, es finden auch Elektrofestivals dort statt. Leider nicht als wir dort waren.

Dann gehts nach Yerevan. Schon länger haben wir ein klapperndes Geräusch beim linken Vorderrad wahrgenommen. Da es in Iran sowieso nicht zu flicken war, entschlossen wir, es einfach zu ignorieren. Nun, es wurde immer stärker. Nach einer kürzeren Internetrecherche denken wir zwei Diagnostiker: Es ist das Radlager. Und dann beginnt die Odyssee. 

Marc sehnt sich nach den türkischen Autovierteln zurück. Denn zuerst fahren wir zu Mercedes (Sprinter ist baugleich zum Crafter), die uns abwimmeln, aber einen VW Kontakt geben. Dieser meint, er habe leider keine Möglichkeit, uns auf einen Lift zu nehmen. Und mit dem Wagenheber will er uns nicht helfen. Er habe auch absolut keine Idee, wo die andern VW Crafter in die Werkstatt gehen. Also danke für nichts. Danach legen wir uns eine neue Strategie zurecht. Denn in Armenien besorgst du die Ersatzteile selbst, der Mechaniker baut sie dir lediglich ein. Eine mühsame Sache, da du je nach dem viele Geschäfte und Ersatzteilhändler abklappern musst. Unser erstes Geschäft gibt uns den Tipp einer Werkstattmall, die auch gleich etliche Ersatzteilhändler beherbergt. Dort fragen wir die erste Person, der auch gleich hervorragend Englisch spricht. Davit und sein Freund Vahad bleiben uns immer in guter Erinnerung. Zuerst motivieren sie einen Mechaniker, mit dem Wagenheber doch zu überprüfen, ob es wirklich das Radlager ist. Ist es, meint dieser. Dann telefonieren sie für uns umher, um so ein Radlager zu kriegen. Am nächsten Tag gehen wir wieder hin und das Radlager ist da. Leider für rechts statt links. Also geht die Telefoniererei wieder los. Diesmal bekommen wir aber ein deutsches Originalteil, und nicht ein gebrauchtes.  Der Mechaniker baut uns die ganze Sache ein und als wir den beiden für ihre Hilfe 20 Euro geben wollen, haben wir keine Chance. Das sei Ehrensache gewesen und gehöre sich so. Dass die beiden notabene einen halben Tag in uns investiert haben, interessiert sie nicht. 
Die Arbeit der Mechaniker hat übrigens insgesamt ungefähr 50 Euro gekostet, für einen halben Tag Arbeit.

Endlich nehmen wir uns Zeit und besichtigen Yerevan. Wir stellen uns auf den Parkplatz bei Mütterchen Armenien. Ein Denkmal mit Vergnügungspark oben auf dem Hügel. Neben uns stehen RudiPaludis und noch andere Vanlifer. Für 50 Rappen darf man dort den ganzen Tag stehen. Und praktischerweise kann man mit dem armenischen Uber (gg) für nicht mal 3 Euro in die Stadt runter oder sich hochbringen lassen. Wir gönnen uns wieder einmal ein Hipsterfrühstück und besichtigen gestärkt die Stadt. Das Genoziddenkmal ist informativ und stimmt uns nachdenklich. Die Stadt selber ist vor allem in der Innenstadt mit den vielen Cafés und Restaurants echt schmucke. Unser wahres Highlight in Yerevan ist wohl aber das „Say Cheese“-Lokal. Dort kann man nämlich Schweizer Raclette und Fondue geniessen und im hauseigenen Käseladen Tête-de-Moine, Greyerzer, echten Alpkäse und Mont Vully kaufen. Natürlich kostet der ein kleines Vermögen. Aber für uns bedeutet ein Tête-de-Moine nach über einem Jahr pures Glück. Und we me weiss, wo mä ds Glück cha ga finge, de fragt me doch nid nach em Pris 😉

Nach zwei Tagen Stadt haben wir dann aber genug. Wir machen uns auf den Weg zum berühmten 3G Camping. Dieser Camping wird von einem Holländerpaar geführt, die vor 8 Jahren der Arbeit wegen nach Georgien auswanderten. Seit 5 Jahren führen sie den Camping, der eigentlich ein B&B war. Aber da es in Armenien keine Campings gab, kamen immer mehr Camper zu Sandra. Sie bauen aus und bauen aus. An und für sich ist es gar nichts Weltbewegendes. Du hast praktisch keinen Platz, da einfach alle, die kommen eingepfercht werden. Aber es gibt drei vollausgestattete Küchen, etliche Sitzgelegenheiten, einen Pool, 4 junge Entlein, 3 Welpen, 2 Hunde und noch ein paar Hühner. Ja, es waren Ferien vom Reisen. 

Wir konnten waschen, putzen, handwerkeln, plaudern, die Umgebung erkunden, Züpfe backen und einfach mal runterfahren. Und da gibt es noch das heimliche Highlight der ganzen Reise (zumindest für Rebe). Einen Ausflug mit Sandras Lada Niva!

Wir lernen hier auch Tim, Kata und Alma kennen. Sie reisen mit dem gleichen Auto wie wir und sind aus Nepal und Indien nun wieder zurück in einfacheren Reiseländern. Sie geniessen es auch gerade sehr, kann man einfach sein ohne sich zu sorgen, wird die Privatsphäre wieder akzeptiert, die Nähe-Distanz ist intakt und auch sonst ist der Alltag einfacher. Das brauchen sie als Familie, damit alle wieder entspannen können.

Und es passt mit den dreien. Wir entschliessen uns, gemeinsam am Sewansee einen Platz zu suchen. In den nächsten drei Tagen machen wir Fisch auf dem Grill, bräteln Schlangenbrot und machen Pizza über dem Feuer. Dazu gibts einige Schatzsuchen für Alma, Baden im See und viele tolle Gespräche …und natürlich den einen oder anderen Wodka. Kata als Halbweissrussin (Belarus) weiss natürlich auch, dass zu jedem Wodka noch eine Tomate oder eine Gurke gegessen werden muss. Die Tage vergehen schnell und aus zwei Nächten werden vier. Wir haben uns auch für Georgien nochmals verabredet. 

Die nächsten Tage ziehen wir langsam um den See, finden noch weitere schöne Plätze am Wasser, treffen noch weitere Armenier, die uns auf Wein und Fleisch einladen und streicheln und füttern noch so manchen Bueb und manche Madame… 

Auch die Wanderung auf einen weiteren Kraterberg bleibt in guter Erinnerung. Nicht weil der Weg besonders schön wäre. Sondern weil wir einmal mehr erstaunt über die Fahrfähigkeiten der Armenier sind. Der Wanderweg kann also gut auch mit einem Sprinter oder Citroen Kastenwagen hochgefahren werden. Natürlich kommt das Auto an seine Grenzen. Aber es wäre kein armenisches Fahrzeug, wenn es nicht ein bisschen stinken würde.

Notabene sehen wir in Armenien so manches Auto mich CH Kleber oder Schweizer Autobahnvignette vergangener Jahre. Denn was bei uns in der Schweiz nicht mehr fahren darf, macht hier noch etliche Kilometer. So erstaunt es nicht, dass wir uns mit einem 4×4 Toyota  zu einem Kratersee hochfahren liessen, der bereits 1’000’000 Kilometer auf dem Tacho hatte. 

Weiter fahren wir nach Dilidschan, der Schweiz Armeniens. Und der Vergleich ist gar nicht falsch. Die bergige Landschaft, die üppigen Wiesen und die grünen Wälder – es erinnert an Heimat. Dass überall wilde Pferde um uns sind und auch schon die kleinsten Kinder auf den Pferden durch die Gegend galoppieren, ist dann wieder eher ungewöhnlich. Und was wir auch nicht kennen – Wanderhunde. Das sind Streuner, die zu Beginn der Wanderung auf Wanderer warten, sich denen anschliessen und in der Hoffnung auf etwas Liebe und vor allem Nahrung auch bei sieben-stündigen Wanderungen nicht umdrehen. Unser Bueb hatte uns schon am Vorabend gefunden und wird natürlich gefüttert. Somit standen seine Chancen nicht schlecht, als er uns auf die Wanderung folgte. Und auch als wir bei einem Wasserfall stoppen und etliche andere Touristen um seine Liebe buhlen, taucht er plötzlich doch wieder neben uns auf dem Wanderweg auf. 
Rebe zerreisst es fast das Herz, als wir am nächsten Tag abreisen und er dem Auto noch lange hinterher jagt. 

Danach versuchen wir nochmals zu biken. Marc’s zweites Lieblingshobby ist auf unserer Reise bisher etwas zu kurz gekommen. Das hat verschiedene Gründe. Einerseits ist biken in den Regionen, in denen wir unterwegs sind, eher unbekannt und dementsprechend gibt es auch keine ausgebauten Trails oder Informationen zu Wegen. Zweitens gibt es in diesen Ländern oft auch Hunde, die eine Riesenfreude an Velofahrern haben. Nicht. Und bei so einem Kangi überlegt man es sich dann schon, ob man heute sein Leben (zumindest die Wade) riskieren will.

Nun also, in Vanadzor finden wir auf Trailforks zwei Trails sowie einen Pumptrack, der von Velosolutions gebaut wurde. Leider fängt es bereits kurz nach unserer Ankunft stark zu regnen an. Dann verbringen wir den Nami halt im Bus. Am nächsten Morgen hat es zu viel geregnet und die Trails sind zu nass. Deshalb mieten wir ein Dirtbike und Marc düst los über den Pumptrack. Er kann sich in dieser Stunde so richtig verausgaben. Gegen Ende passiert dann das Malheur. Gleich zweimal nacheinander stürzt Marc und holt sich Schürfungen und eine geprellte Schulter. Fertig lustig. Wir geben das Velo retour und legen uns in den Schatten. Und warten bis das flaue Gefühl im Magen aufhört. Die Schürfungen verheilen schnell, bei der Schulter dauerts länger, bis es nicht mehr schmerzt.

Wir sind noch nicht ganz sicher, ob Marc in ein paar Tagen retour kommt, denn es gäbe sogar eine geführte Tour mit Shuttle ganz zum Gipfel des Hausberges – aber eben, die Schulter war dann doch nicht schnell genug wieder top.

Dann gehen wir halt noch auf den letzten Campingplatz. Wir haben uns dort mit Arnaud und Melanie verabredet. Die beiden haben wir in Athen getroffen. Und obwohl wir uns nur kurz gesehen haben, hat der Vibe gepasst. Wir haben noch viele Informationen für die beiden, da sie im September auch in den Iran wollen.
Wir verbringen drei feuchtfröhliche Abende zusammen. Plaudern, philosophieren, lassen uns inspirieren und geniessen gemeinsam die Zeit an diesem herrlichen Fleck Natur. 

Danach aber, so merken wir, wird es langsam Zeit für Georgien. Wir sind ja auch praktisch schon an der Grenze und deshalb wird es Zeit, für einen weiteren Grenzübertritt. Natürlich treffen wir uns aber vorher nochmals mit RudiPaludis. Ehrensache sozusagen.

Armenien hatten wir so gar nicht auf dem Schirm. Ein weisses Blatt sozusagen. Und es wurde gefüllt mit unglaublich schönen Landschaften, netten und gastfreundlichen Menschen, feuchtfröhlichen Begegnungen, entspannten Tagen, wunderschönen Wanderungen und feinem Essen. Sch’ klar – mir chöme no einisch.